Friedensgebet

Gib Frieden, Herr, gib Frieden,
Du milder Liebeshort!
Einst bist du abgeschieden
Mit süßem Freudenwort:
Ich geb' euch meinen Frieden,
Wie ihn die Welt nicht gibt,
Verheißen und beschieden
Dem, der mich glaubt und liebt.

Gib Frieden, Herr, gib Frieden!
Die Welt will Streit und Krieg,
Der Stille wird gemieden,
Der Wilde hat den Sieg,
Und Unruh' herrscht auf Erden
Und Lug und Trug und List –
Ach! Laß es stille werden,
Du stiller Jesus Christ!

Gib Frieden, Herr, gib Frieden,
Du milder Liebeshort!
Dann wird es schon hienieden
Ein Paradiesesort,
Und Sorgen fliehn und Schmerzen
Aus jeder schweren Brust,
In Freuden glühn die Herzen,
In Lieb' und Himmelslust.

Ernst Moritz Arndt, 1837

Damit es Frieden in der Welt gibt,
müssen die Völker in Frieden leben.

Damit es Frieden zwischen den Völkern gibt,
dürfen sich die Städte nicht gegeneinander erheben.

Damit es Frieden in den Städten gibt,
müssen sich die Nachbarn verstehen.

Damit es Frieden zwischen Nachbarn gibt,
muß im eigenen Haus Frieden herrschen.

Damit im Haus Frieden herrscht,
muß man ihn im eigenen Herzen finden.

Laotse, (6. oder 4. - 3. Jh. v. Chr.) 

Herr Gott im Himmel und auf Erden
laß mich dein Friedenswerkzeug werden.
Wo Haß, da laß mich Liebe spenden
Streit laß mich durch verzeihen enden.
Wo Zwietracht, laß mich Eintracht bringen,
laß Irrtum mich durch Wahrheit zwingen.
Wo Zweifel herrscht laß Glaub erstehen,
laß Finsternis im Licht zergehen;
daß, wie man es auch dreh' und wende,
die Traurigkeit in Freude ende.

Franz von Assisi, (1182 - 1226) 

Abend wird es wieder

Abend wird es wieder,
über Wald und Feld
legt sich Frieden nieder,
und es ruht die Welt.

Nur der Bach ergießet
sich am Felsen dort,
und er braust und fließet,
immer, immer fort.

Und kein Abend bringet
Frieden ihm und Ruh,
keine Glocke klinget
ihm ein Nachtlied zu.

So in deinem Streben
bist, mein Herz auch du,
Gott nur kann dir geben
wahre Abendruh.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, (1798 - 1874) 

Den tiefen Frieden im Rauschen der Wellen wünsche ich dir.
Den tiefen Frieden im schmeichelnden Wind wünsche ich dir.
Den tiefen Frieden über dem stillen Land wünsche ich dir.
Den tiefen Frieden unter der leuchtenden Sonne wünsche ich dir.
Den tiefen Frieden vom Sohne des Friedens wünsche ich dir.
(Irischer Segenswunsch) 

Wenn Licht in der Seele ist,
ist Schönheit im Menschen.
Wenn Schönheit im Menschen ist,
ist Harmonie im Haus.
Wenn Harmonie im Haus ist,
ist Ordnung in der Nation.
Wenn Ordnung in der Nation ist,
ist Frieden in der Welt.

Aus China 

Immer kämpfen, immer streiten
Und das lohnt doch wahrlich nicht –
Und das Recht hat viele Seiten,
Und der Friede, er ist Pflicht.

Friederike Kempner, 1828-1904

Genieße, was dir Gott beschieden;
entbehre gern, was du nicht hast;
ein jeder Stand hat seinen Frieden,
ein jeder Stand hat seine Last 

Christian Fürchtegott Gellert 1715-1769

Lebe in Frieden mit Gott,
wie du ihn jetzt für dich begreifst.
Und was auch immer deine Mühen und Träume sind
in der lärmenden Verwirrung des Lebens -
halte Frieden mit deiner eigenen Seele. 

Irischer Segenswunsch 

Recept wider böse Weiber

Ein armer Ehegatte,
Der ohne seine Schuld
Die Höll' auf Erden hatte,
Ward endlich der Geduld
Nach langen Jahren müde,
Und schaffte schnell und klug
Sich vor dem Engel Friede,
Der ihn mit Fäusten schlug.

Sein Weib war bitterböse,
Die Tobsucht rief aus ihr,
Bey manchem Zankgetöse:
Ein Leides thu ich mir!
Ja ja, du Weiberhasser,
Du Teufel, der du bist,
Ich springe noch ins Wasser,
Wo es am tiefsten ist.

Sie sprachs zu tausendmalen,
Und sprang ins Wasser nie.
Auf neue Männerqualen
Dacht ihre Seele früh,
Sobald der Tag erwachte.
Ihr Dämon, schwarz und klein,
Blies ihr im Traum bey Nachte
Den Stoff zum Zanken ein.

Einst fieng beym Abendtische
Ihr Zorn zu donnern an,
Und still, wie stumme Fische,
Blieb ihr geplagter Mann;
Ließ ihrer frechen Zunge
Den Zügel – gab ihr nach,
Bis sie vom Wassersprunge
Mit blauen Lefzen sprach.

Da warf der Mann sein Messer
Tief in den Tisch, und riß
Das Weib an ein Gewässer.
Hier, sprach er: Thue dieß
Was du zu thun beschlossen.
Hier springe mir hinab. –
Hier sah sie, furchtbegossen,
Ins grause Wassergrab.

Sie hieng an seinen Armen
Und fühlte Todesquaal;
Er aber, ohn Erbarmen,
Er tauchte siebenmal
Sie unter mit dem Kopfe,
Bis sie die Luft verlor:
Und hub sie drauf beym Zopfe
Stark aus der Fluth empor.

Das Mittel half geschwinde;
Sie seufzte leichenblaß:
Ach! Männchen, sey gelinde,
Ach! liebes Männchen, laß
Mich diesesmal nur leben,
Und ende meine Pein,
Ich will mich gern bestreben,
Recht lämmerfromm zu seyn.

Der Mann ließ sich bedingen,
Das Weib ward zahm gemacht,
Und an kein Wasserspringen
Ward künftig mehr gedacht.
Sie lebten, sanft wie Tauben,
Von keinem Zank gequält,
Und alle Welt wirds glauben
Weil es ein Weib erzählt.

Anna Louisa Karsch (1722 - 1791)



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