Die Welt ist allezeit schön

 

Im Frühling prangt die schöne Welt
In einem fast Smaragden Schein.

Im Sommer glänzt das reife Feld,
Und scheint dem Golde gleich zu sein.

Im Herbste sieht man, als Opalen,
Der Bäume bunte Blätter strahlen.

Im Winter schmückt ein Schein, wie Diamant
Und reines Silber, Flut und Land.

Ja kurz, wenn wir die Welt aufmerksam sehn,
Ist sie zu allen Zeit schön. 

Barthold Heinrich Brockes (1680-1747)

Lob der Natur

Wie ist die Gotteswelt doch schön,
Wenn man gerade Glieder hat,
Gut hören tut und richtig sehn,
So schön ist es in keiner Stadt.

Die Quellen hupfen von der Höh’,
Auch Wasser ist ein guter Schluck!
Die Hasen fliehen durch den Klee
Und bilden einen Gegendschmuck.

Wie wächst der Wald beim Drosselschlag,
Zumeist in milder Jahreszeit,
Das Herz erquickt der Feldertrag,
Und auch der “Ochsen” ist nicht weit.

Dort schlenkern sie das Fleischskelett,*
Der Wadenfreund hat sein Pläsier,
Vor Freuden giegst das Bodenbrett,
Und trefflich munden Wein und Bier.

Drum labet euch in der Natur,
Dann habt ihr nicht so viel Verdruss,
Der Redliche folgt ihrer Spur,
Und oft auch der Herr Physikus. 

Ludwig Eichrodt (1827-1892)

Die Natur

Natur ist unergründlich tief im Walten,
Erhaben über Erdenmacht und Zeit
Ist ewig groß in wechselnden Gestalten
Und unbeschreiblich schön im Frühlingskleid.

Ein Saitenspiel ist ihr geheimes Weben,
Gebreitet über Gottes weites All,
Denn wenn die Frühlingslüfte drüber beben,
Entströmt ein wundersamer Jubelschall. 

Eugenie Marlitt  1825-1887

Lob der Natur

Wie ist die Gotteswelt doch schön,
Wenn man gerade Glieder hat,
Gut hören tut und richtig sehn,
So schön ist es in keiner Stadt.

Die Quellen hupfen von der Höh’,
Auch Wasser ist ein guter Schluck!
Die Hasen fliehen durch den Klee
Und bilden einen Gegendschmuck.

Wie wächst der Wald beim Drosselschlag,
Zumeist in milder Jahreszeit,
Das Herz erquickt der Feldertrag,
Und auch der “Ochsen” ist nicht weit.

Dort schlenkern sie das Fleischskelett,*
Der Wadenfreund hat sein Pläsier,
Vor Freuden giegst das Bodenbrett,
Und trefflich munden Wein und Bier.

Drum labet euch in der Natur,
Dann habt ihr nicht so viel Verdruss,
Der Redliche folgt ihrer Spur,
Und oft auch der Herr Physikus.

Ludwig Eichrodt (1827-1892)

An die Natur

Süße, heilige Natur,
Lass mich gehn auf deiner Spur!
Leite mich an deiner Hand,
Wie ein Kind am Gängelband!

Wenn ich dann ermüdet bin,
Rück ich dir am Busen hin,
Atme süße Himmelslust,
Hangend an der Mutter Brust.

Ach, mir ist so wohl bei dir!
Will dich lieben für und für.
Lass mich gehn auf deiner Spur,
Süße, heilige Natur!

Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750-1819)


 

 Sprach der Herr am sechsten Tage:
Hab am Ende nun vollbracht
Diese große, schöne Schöpfung,
Und hab alles gut gemacht.

Wie die Sonne rosengoldig
In dem Meere widerstrahlt!
Wie die Bäume grün und glänzend!
Ist nicht Alles wie gemalt?

Sind nicht weiß wie Alabaster
Dort die Lämmchen auf der Flur?
Ist sie nicht so schön vollendet
Und natürlich die Natur?

Erd und Himmel sind erfüllet
Ganz von meiner Herrlichkeit,
Und der Mensch, er wird mich loben
Bis in alle Ewigkeit!

Heinrich Heine (1797 - 1856)

An die Natur

Die Menschen altern und wandeln zuletzt als Greise gebückt,

unkenntlich fast;
Doch du, Natur, du bleibst dieselbe

in gleicher Frische Jahr um Jahr.
Auf deinem Antlitz ändert sich nichts;

nicht Falten und Furchen lässest du schau'n,
Allen Sterblichen Ihrer Jugend

bleibst du ein Bildnis.
Du und Erinnerung Leiden

im Prangen keine Schmach.
Schön bist du so,

wie du es warst seit zahllosen Tagen.
Wann längst ich zerfallen,

preist dich ein andrer. 

Martin Greif (1839 - 1911)

Am Waldessaume träumt die Föhre,
Am Himmel weiße Wölkchen nur,
Es ist so still, daß ich sie höre,
Die tiefe Stille der Natur.

Rings Sonnenschein auf Wies' und Wegen,
Die Wipfel stumm, kein Lüftchen wach,
Und doch es klingt als ström' ein Regen
Leis tönend auf das Blätterdach.

Theodor Fontane  1819-1898

Die meisten Menschen wissen gar nicht,
wie schön die Welt ist,
und wie viel Pracht in den kleinsten Dingen,
in irgend einer Pflanze, einem Stein,

einer Baumrinde oder einem Birkenblatt sich offenbart.

Rainer Maria Rilke  1875-1926

 

 


 



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