O Sommerfrühe blau und hold

Es trieft der Wald von Sonnengold,
in Blumen steht die Wiese;
die Rosen blühen rot und weiß,
und durch die Fluren wandelt leis,
ein Hauch vom Paradise.

Emanuel Geibel, (1815 - 1884)

Ein Ochs ging auf die Wiese,
wo er nach Kräften fraß.
Da waren Blumen, Kräuter,
es kümmerte ihn nicht weiter.
Für ihn war alles Gras.

Franz Grillparzer, (1791 - 1872)

An meine Mutter

So gern hätt ich ein schönes Lied gemacht
von deiner Liebe, deiner treuen Weise;
die Gabe, die für andre immer wacht,
hätt ich so gern geweckt zu deinem Preise.

Doch wie ich auch gesonnen mehr und mehr,
und wie ich auch die Reime mochte stellen,
des Herzens Fluten wallten darüber her,
zerstörten mir des Liedes zarte Wellen.

So nimm die einfach schlichte Gabe hin,
von einfach ungeschmücktem Wort getragen,
und meine ganze Seele nimm darin:
Wo man am meisten fühlt,
weiß man nicht viel zu sagen.

Nun ist der liebe Mai im Land,
mit Blumen zog er ein,
und diese Blumen, die ich fand,
bring' ich dir, Mütterlein!
Das Blümchen braucht den Sonnenschein,
sonst geht es bald zugrund',
und ich, ich brauch' mein Mütterlein:
Gott halte dich gesund!

So wie das Blümlein dankbar ist
für jeden Sonnenstrahl,
so dankt dir für die Lieb' dein Kind:
Gott lohn' dir's tausendmal!

Annette von Droste-Hülshoff, (1797 - 1848)



Jeder Baum, jede Hecke ist ein Strauß von Blumen,

und man möchte zum Maienkäfer werden,

um in dem Meer von Wohlgerüchen herumzuschweben

und alle seine Nahrung darin finden zu können.

Johann Wolfgang von Goethe, (1749 - 1832)



Der Schmetterling

Der Schmetterling ist in die Rose verliebt,
umflattert sie tausendmal,
ihn selber aber, goldig zart,
umflattert der liebende Sonnenstrahl.

Jedoch, in wen ist die Rose verliebt?
Das wüßt ich gar zu gern.
Ist es die singende Nachtigall?
Ist es der schweigende Abendstern?

Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt;
ich aber lieb euch all:
Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl,
Abendstern und Nachtigall.

Heinrich Heine 1797-1856



Schmetterlingslied

Es blühen die Blumen in buntem Schein;
Sie laden zum Flattern und Kosen uns ein!
So lieblich ihr Duft!
So linde die Luft!
Vergessen ist gestern,
Und morgen ist weit!
Laßt heut uns genießen
Die goldene Zeit!
Es duften die Blumen und blühen so bunt,
Und jede Blüth' ist ein rosiger Mund!
Wir flattern im Wind
Und küssen geschwind!
Vergessen ist gestern,
Und morgen ist weit!
Laßt heut uns genießen
Die goldene Zeit!

Heinrich Seidel, (1842 - 1906)

Blumen machen die Menschen fröhlicher, glücklicher und hilfsbereiter.

Sie sind der Sonnenschein, die Nahrung und die Medizin für die Seele.

 Luther Burbank, (1849 - 1926)



In tausend Blumen steht die Liebesschrift geprägt,
wie ist die Erde schön,

wenn sie den Himmel trägt!

Friedrich Rückert, (1788 - 1866)



Ein Freund ist jemand,

der deinen kaputten Zaun übersieht,

aber die Blumen deines Gartens bewundert.

Wilhelm Raabe, (1831 - 1910)



Juni

O Junitage im Sonnenschein
Im flutenden, wolkenlosen!
Buntblumige Wiesen und blühender Wein!
Und in der Gärten, landaus, landein,
Herzkirschen und Rosen!

Herzkirschen und Rosen, und blühend am Hang
Resedaduftende Reben!
Die Nächte so weich und die Tage so lang!
So heiter die Stirnen, so hell der Gesang!
So wonnig das Leben!

Die Geissblattlauben voll heimlichem Schall,
Voll leisem flüsterndem Kosen,
Und jeder Lufthauch ein Duftesschwall,
Und überall Segen und überall
Herzkirschen und Rosen!

Hans Eschelbach 1868-1948




Die Rosenbüsche ...

Die Rosenbüsche sind behangen
Mit wunderbarer Blütenpracht,
Das ist ein märchenhaftes Prangen,
Mein Herz, das singt und klingt und lacht.

Hermann Löns (1866-1914)




Wilde Rose

Sie ist nicht strahlend, ist nicht schön,
Die Rose wild auf Bergeshöh'n: –
In Wind und Wetter, Sturm und Regen
Kein freundlich Obdach, sie zu hegen:
So steht sie einsam, ungekannt,
Dort oben an des Hügels Rand.
Sie aber glühet, duftet, lacht
Und neidet nicht der Schwestern Pracht:
Denn knospend, dorn'gem Stamm entsprossen,
Hat sie der Sonne sich erschlossen,
Und nur im goldnen Sonnenschein
Verglüht ihr Leben, süß und rein.

Therese Dahn, (1845 - 1929)



Betrachte die Blumen eines Gartens.
Obwohl sie nach Art, Farbe, Form und Gestalt verschieden sind,
werden sie doch vom Wasser einer Quelle erfrischt,
vom selben Windhauch belebt, von den Strahlen einer Sonne gestärkt,
und so erhöht die Vielfalt ihren Reiz und steigert ihre Schönheit.

Abdu'l-Bahá -Persien 1844-1921



Und da der Atem der Blüten
in der Luft süßer duftet
als in der Hand,
ist es,
um in diesen Genuß zu kommen,
wichtig,
die Pflanzen zu kennen,
die ihren Wohlgeruch
am besten in der Luft entfalten.

Bacon, Francis (1561-1626)

 Blumenduft vom Nachbarfenster
Weht der Wind zu mir herein,
Und es scheint ein Gruß der Liebe
Aus der Ferne mir zu sein.

Theodor Storm 1817-1888



Schwertlilien

Das sind die Blumen, die wie Kirchen sind.
Ein Blick in sie hinein zwingt uns zu schweigen.
Wie Weihrauch fromm berauschend strömt ihr Duft,
Wenn wir uns zu der schönen Blüte neigen.
Sie sind wie Schmetterlinge dünn und zart.
Und wissen ihr Geheimnis doch zu hüten.
Es hellen goldne Kerzen sanft den Pfad
Ins Allerheiligste der Wunderblüten.

Francisca Stoecklin, (1894 - 1931)



Bedenk, daß das demütigste aller Gänseblümchen

verführerischer ist als die stolzeste und glänzendste Dornrose,

die uns im Frühling mit ihren durchdringenden Düften

und ihren lebhaften Farben verlockt.

Honoré de Balzac, (1799 - 1850)



Kam ein Traum zu mir

Kam ein Traum zu mir in der Dämmerzeit –
der trug mich von dannen, so weit, so weit,
in einen dichtblühenden Garten hinein,
ganz überflimmert vom Spätrosenschein.

An den Hecken Wildrosen und Hagedorn,
auf den Beeten Lavendel und Rittersporn,
Schwertlilien, sich wiegend im Abendhauch –
und am Weg ein alter Hollunderstrauch.

War alles so heimlich, verschwiegen und stumm –
in dem Garten gingen die Märchen um,
Glücksmärchen, süß flüsternd im Sommerwind:
„Und der Königssohn küsste das Bettelkind.“ –

Leon Vandersee 1907-?



Blumen

Bei meinen Eltern, wohin man sieht,
Duftet's von Blumen, grünt und blüht:
Von allen Fenstern, von allen Tischen,
Aus allen Ecken, von allen Nischen
Leuchtet's von Farben, rot und blau.
Künstliche Blumen und lebende Ranken
Schlingen sich bunt, wie Sommergedanken,
Um die Bilder an allen Wänden.
Blumen, Blumen an allen Enden!
Und meine Mutter, die sorgliche Frau,
Findet immer noch dunkle Stellen,
Sie durch Blumen aufzuhellen.
Diese Blumenfreude beglückt meinen Sinn:
Es liegt was Verträumtes, Deutsches darin,
Was sonnig Verliebtes, Sinniges, Gutes.
Wir wollen das treuen, bewahrenden Mutes
Einst auch in unseren traulichen Stübchen
Aufrecht erhalten, mein liebes Liebchen;

Wir wollen das Dunkle aus allen Ecken
Durch duftende Blumen und Farben schrecken.
Und wenn wir in uns was Dunkles finden,
Wollen wir helle Blumen drum winden!

Hugo Salus . 1866 - 1929



Schön ist die Rose, schöner scheint sie noch
Durch jenen süßen Duft, der in ihr lebt.
Wildrosen haben gleicher Farben Glut,
Die gleichen Dornen wie die duft'gen Rosen,
Sie spielen mit dem gleichen Übermut,
Wenn Winde sie enthüllen und umkosen.
Doch ihre Tugend ist nur ihr Gesicht,
Sie leben ungeliebt, verblühn am Strauch
Und sterben zwecklos - das tun Rosen nicht,
Aus ihrem süßen Tod strömt süßer Hauch.
So, schöner Liebling, wenn die Jugend flieht,
Strömt deiner Treue Duft aus meinem Lied.

Shakespeare, William (1564-1616)



September

Der Dornbusch prangt im Schmuck der roten Beeren,
Die Dahlien in ihrer bunten Pracht,
Und Sonnenblumen mit den Strahlenspeere
Stehn stolz wie goldne Ritter auf der Wacht.

Die Wespe nascht um gelbe Butterbirnen,
Die Äpfel leuchten rot im Laub und glühn
Den Wangen gleich der muntren Bauerdirnen,
Die sich im Klee mit ihren Sicheln mühn.

Noch hauchen Rosen ihre süßen Düfte,
Und freuen Falter sich im Sonnenschein,
Und schießen Schwalben durch die lauen Lüfte,
Als könnt des Sommerspiels kein Ende sein.

Nur ab und an, kaum daß der Wind die Äste
Des Baumes rührt, löst leise sich ein Blatt,
Wie sich ein stiller Gast vom späten Feste
Heimlich nach Hause stiehlt, müde und satt.

Gustav Falke 1853-1916

Brautschleier

Wie träumend schwanken die schlanken
Sonnenblumen am Tor –
verblühte Clematis ranken
sich an der Mauer empor.

blassgelbe Dahlien nicken
müde über den Zaun –
im Zwielicht in scheuen Blicken
huschen die Nebelfraun.

Sie weben wallende Schleier,
hängen sie in mein Haar –
zur Hochzeitsfeier am Weiher,
dort steht mein Brautaltar . . .

Leon Vandersee 1907-?



Ich wandle unter Blumen
Und blühe selber mit;
Ich wandle wie im Traume,
Und schwanke bei jedem Schritt.

O, halt mich fest, Geliebte!
Vor Liebestrunkenheit
Fall ich dir sonst zu Füßen,
Und der Garten ist voller Leut.

Heinrich Heine, (1797 - 1856)

Die Blumen

Sieh die zarten Blüthen keimen
Wie sie aus sich selbst erwachen,
Und wie Kinder aus den Träumen
Dir entgegen lieblich lachen.

Ihre Farbe ist im Spielen
Zugekehrt der goldnen Sonne,
Deren heißen Kuß zu fühlen,
Das ist ihre höchste Wonne:

An den Küssen zu verschmachten,
Zu vergehn in Lieb' und Wehmuth;
Also stehn die eben lachten
Bald verwelkt in stiller Demuth.

Das ist ihre höchste Freude,
Im Geliebten sich verzehren,
Sich im Tode zu verklären,
Zu vergehn in süßem Leide.

Dann ergießen sie die Düfte,
Ihre Geister, mit Entzücken,
Es berauschen sich die Lüfte
Im balsamischen Erquicken.

Liebe kommt zum Menschenherzen,
Regt die goldnen Saitenspiele,
Und die Seele spricht: ich fühle
Was das Schönste sei, wonach ich ziele,
Wehmuth, Sehnsucht und der Liebe Schmerzen.

Ludwig Tieck, 1773-1853

Vergänglichkeit

Wie die Blumen, die zwischen dem Grase stehn,
Verwelken, daß keine Spur mehr bleibt,
So wird die Zeit meine Noth verwehn
Und die Sehnsucht, die mich zum Blühen treibt,
Und wird von all meinem drängenden Leben
Kaum noch ein Hauch in den Lüften schweben.

Geht wohl ein Kind an der Stätte hin,
Darunter ich todt und vergangen bin,
Bricht Blumen von meinem Hügel und lacht:
– O sieh nur, Mutter, die bunte Pracht. –
Und die Mutter schmiegt um des Lieblings Wangen
Die Blüthen, die meinem Staub entsprangen.

Anna Ritter, (1865 – 1921)



 

 

 



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